Was ist sexualisierte Gewalt?
In der Öffentlichkeit tauchen immer wieder unterschiedliche Begrifflichkeiten auf, die die verschiedenartigen Erscheinungsformen von sexueller Gewalt beschreiben sollen.
Dabei ist oftmals auch von sexuellen Übergriffen, Kindesmissbrauch, sexuellem Missbrauch, sexueller Nötigung oder Vergewaltigung die Rede. In der Fachwelt hat sich der Begriff der sexualisierten Gewalt durchgesetzt und kann als Oberbegriff für die verschiedenen Handlungen bezeichnet werden, die Machtausübung, Zwang oder erzwungene Nähe eines Menschen mit Mitteln der Sexualität zur Folge haben.
Der Begriff der sexualisierten Gewalt umfasst dabei aber auch Handlungen, die rechtlich zwar nicht bedeutsam sein können, im Sport und darüber hinaus jedoch ebenfalls Berücksichtigung finden müssen. Hierzu zählen beispielweise sexualisierte Übergriffe durch Gesten, Witze und Bilder aber auch anzügliche Bemerkungen. Erscheinungsformen von sexualisierter Gewalt sind also vielschichtig und sollten in jedem Falle immer ernst genommen werden.
Mögliche Anzeichen und Erscheinungsformen sexualisierter Gewalt im Sport
Mögliche Erscheinungsformen sexualisierter Gewalt im Sport:
- Verbale Übergriffe, z.B. durch anzügliche Bemerkungen
- Sexistische Aussagen
- Nonverbale Übergriffe, z.B. durch Gesten und Blicke
- Als Versehen getarnte Berührungen (u.a. im Intimbereich)
- Verletzungen der Intimsphäre, wie z.B. in der Umkleidekabine oder Dusche
- Fotografien in Umkleiden oder Duschen
- Die persönlichen Grenzen überschreitenden Gespräche über Sexualität
Mögliche Anzeichen sexualisierter Gewalt im Sport:
Eindeutige körperliche oder psychische Anzeichen, die auf sexualisierte Gewalt hindeuten könnten, gibt es nicht. Es können aber Veränderungen bzw. Verhaltensauffälligkeiten bei Sportler(innen) wahrgenommen werden, die auf jeden Fall ernst zu nehmen sind.
Verhaltensänderungen des Kindes / Jugendlichen:
- Ängstlichkeit
- Leistungsabfall
- Plötzliche Interesselosigkeit
- Rückzugstendenzen / passives Verhalten
- Stimmungsschwankungen / emotionale Ausbrüche
- Sexualisiertes Verhalten
- Gewalttätigkeit
- Konzentrationsschwäche / Ruhelosigkeit / Nervosität
Konstellationen im Sport

(Sexualisierte) Gewalt durch eine Person, die nicht in im Sportverein tätig ist. Übungsleitende werden als Vertrauensperson gesehen.

(Sexualisierte) Gewalt durch eine ehren-/hauptamtliche Person im Sportverein.

(Sexualisierte) Gewalt zwischen Kindern und Jugendlichen (Peergewalt). Mit unter auch im digitalen Bereich.
Präventionsmöglichkeiten von sexualisierter Gewalt im Sport
Unter Prävention versteht man alle vorbeugenden Maßnahmen, die einer Entwicklung sexualisierter Gewalt entgegenwirken sollen. Ziel präventiver Maßnahmen im Sport sollte es sein, Kinder und Jugendliche so zu stärken, dass Sie sich gegen sexualisierte Gewalt wehren bzw. Hilfe in Anspruch nehmen können. Präventionsmaßnahmen können nie kurzzeitig erfolgen, sondern sollten fest in das Vereinsleben und die tägliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen integriert sein. Wichtig ist dabei, dass den Sportler(innen) eine Grundhaltung vermittelt wird, die u.a. folgendes beinhaltet:
- Dein Körper gehört Dir!
- Deine Gefühle sind wichtig! Achte auf sie!
- Nehme dich ernst, wenn Dir etwas komisch vorkommt!
- Hilfe holen ist kein Verrat, sondern mutig!
- Nein heißt Nein und muss von Anderen respektiert werden!
- Schlechte Geheimnisse darf man weitererzählen!
Sportvereine können die Ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen schützen, indem sie das Problem sexualisierte Gewalt in ihrem Umfeld thematisieren. Institutionen, in denen jegliche Formen sexualisierter Gewalt kein Tabuthema sind, werden von möglichen Täter(innen) eher gemieden werden. Es muss ein sicherer Raum geschaffen werden, in dem die persönlichen Grenzen geachtet werden, eine Auseinandersetzung über Grenzverletzungen möglich ist und jede Form von Gewalt geächtet wird. Dabei ist es hilfreich, Kinder und Jugendliche über ihre Rechte (vgl. Sie hierzu den Rechtepass „Kinderrechte in unserem Verein“ der bsj) aufzuklären.